Nonhuman Agents in Arts & Culture

Nonhuman Agents greift jüngste philosophische Ansätze auf, die den Anthropozentrismus in Frage stellen. Diese Diskurse betonen eine nichtmenschliche Perspektive durch objekt-orientierte Ontologie (Harman, Meillasoux); diskutieren nichtmenschliche/ menschliche Begegnungen (Haraway); postulieren einen Posthumanismus (Braidotti); und untersuchen verschiedene posthumanistische performative Strategien, wie zum Beispiel intra-acting (Barad). Eine neue dezentrierte Perspektive lässt uns auf eine Realität blicken, die nicht mehr in rein anthropozentrischen Parametern beschrieben werden kann.



Workshops & Lectures
Mit Workshops und Lectures laden vier internationale, in Berlin lebende Künstlerinnen das Publikum ein, mittels ausgewählter künstlerischer performativer und wissenschaftlicher Methoden über Phänomene des Nichtmenschlichen nachzudenken. Dabei spielen Pilze, Moose, Flechten und bakterielle Prozesse sowie Berliner Feuchtgebiete eine zentrale Rolle.



Alanna Lynch | Gut feelings
18. Juni 2017

Im Rahmen ihrer aktuellen Forschung hat Alanna Lynch Mikroorganismen gezüchtet, die Kombucha-Tee erzeugen. Während des Fermentierungsprozesses produziert diese symbiotische Kolonie von Bakterien und Hefe (Hefepilz, auf englisch SCOBY, symbiotic colony of bacteria and yeasts) Zellulose, ein Material, das schleimig ist, in nassem Zustand stark riecht und getrocknet als Textil verwendet werden kann. Lynchs Interesse, mit dieser Lebensform zu arbeiten, geht jedoch über deren Materialeigenschaften hinaus. Während ihrer Forschung konsumiert sie aktiv die Mikroorganismen ihres Forschungsgegenstands, indem sie den Tee trinkt. Lynch reflektiert folgende Phänomene: Die Hälfte der Zellen im menschlichen Körper sind bakterielle Zellen. Laut der Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse beeinflussen Bakterien im Darm nachweislich die Psyche und damit menschliches Denken, Fühlen und sogar Handeln. Bakterien verfügen über ein tiefgreifendes Potential, Kategorien wie Subjekt/Objekt, Geist/Körper und menschlich/nichtmenschlich zu hinterfragen.
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Margherita Pevere | Anatomy of an inter-connected system
15. Juli 2017

Ausgangspunkt des Seminars ist die Recherche des Künstlerin an der Schnittstelle von Bildender Kunst, theoretischer Forschung und biologischer Prozesse. Im Zentrum steht die Beziehung zwischen Mensch und Natur unter Berücksichtigung der heutigen Umweltkrise und die Frage, wie künstlerische Praktiken, die lebende Organismen und Technologien einbeziehen, innovativ zur Debatte beitragen können. Wie können Künstler die komplexe Vernetzung zwischen Mensch und Biosphäre in einer hypertechnologischen Ära problematisieren? Welche ästhetischen und ethischen Implikationen gibt es? Das vorliegende Projekt möchte das Publikum in einer performativen Diskussion mit einem visuellen Ergebnis engagieren.
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Theresa Schubert | The forestal psyche
25. & 26. August 2017

Vortrag und Workshop basieren auf dem langjährigen künstlerischen Forschungsprojekt der Künstlerin zu lebenden Organismen als künstlerisches Material und Medium. Für dieses Vorhaben widmet sich Schubert dem Potential von Schleimpilzen, Moosen und Flechten aus den Wäldern des Berliner Umlands. Schleimpilze sind die größten bekannten Einzeller und leben als Fäulnisbewohner am Waldboden. Bestimmte Moose und Flechten sind natürliche Heilmittel und Indikatoren für gute Luftqualität. Abgesehen von einer wissenschaftlich begründeten Herangehensweise waren Wälder seit jeher Orte von Mythen, Sagen und Phantasiewesen. Wie können in einem künstlerischen Projekt Phantasie und Biotechnologie zusammen finden? Kann man harte Wissenschaft „demystifizieren“, indem man sie kreativ interpretiert?
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Sarah Hermanutz | ill-at-ease seep
28. Oktober 2017

In ihrem Vortrag wird die Künstlerin Sarah Hermanutz die Beziehung zwischen Mensch und Feuchtgebiet diskutieren, ein längerfristig angelegtes Projekt ihrer künstlerischen Forschung. Feuchtgebiete sind eines der biologisch vielfältigsten und wichtigsten Ökosysteme für das Leben auf der Erde, im vergangenen Jahrhundert hat jedoch die Menschheit über 50% von ihnen zerstört. Die Künstlerin wird unsere historischen und gegenwärtigen Beziehungen zu diesen Milieus untersuchen, einschließlich der Tropen und Vorurteile, die sie marginalisiert haben und ihre kontinuierliche Entwässerung und Zerstörung rechtfertigen. Sensorische und ästhetische Erfahrungen von Feuchtgebieten, die für den Menschen als unangenehm empfunden werden können, sind essenziell für die Wiedereingliederung von Menschen innerhalb dieser ökologischen Gemeinschaften.
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Präsentation von "Nonhuman Agents"
14. September 2017, 19-23 Uhr
15.-17. September 2017, 13-16 Uhr
Während der Berlin Art Week präsentiert Art Laboratory Berlin unsere Ergebnisse der ersten drei Workshops & Lectures sowie unser Herbstprogramm. In Kooperation mit dem Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen und dem Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa




2-Tages-Workshop
Heather Barnett + plan b (Sophia New & Daniel Belasco Rogers) | Swarm | Cell | City
23. & 24. September 2017

Der 2-Tages-Workshop versteht sich als partizipatives Experiment zu Kunst, Performance und Biologie, das der Ausstellung Nonhuman Networks vorausgeht. Das Projekt lädt die Teilnehmer ein, die Stadt Berlin durch die Perspektive eines intelligenten einzelligen Organismus zu betrachten, des Schleimpilz Physarum polycephalum, und per GPS tracking.

Die Veranstaltung soll Voraussetzungen für kritisches und kreatives Lernen schaffen, ohne die Ergebnisse zu kontrollieren. Die Ursprünge der kreativen Forschung sind unmittelbar verbunden mit selbstorganisierenden Prinzipien natürlicher Phänomene, zum Beispiel bei der Verwendung stigmerischer Prozesse. Der Workshop bedient sich der historischen und gegenwärtigen Topographie Berlins und schlägt eine Reihe unterschiedlicher Experimente und Aktivitäten vor, die kollektive Kommunikationsweisen, Kooperation und urbane Navigation untersuchen.
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Exhibition
Nonhuman Networks
Heather Barnett
| Saša Spačal mit Mirjan Švagelj & Anil Podgornik
Vernissage: 29. September 2017 20 Uhr | Laufzeit: 30. September - 26. November 2017


Links: Saša Spačal, Mirjan Švagelj und Anil Podgornik, Myconnect, Installation, 2014, Damjan Švarc / Kapelica gallery photo archive;
Rechts: Heather Barnett, The Physarum Experiments Study No. 022, Film still, 2016



Die Ausstellung Nonhuman Networks präsentiert ästhetische Entwürfe neuer Kommunikationsformen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren. Wie funktioniert der weltweit größte Einzeller als Computer? Welchen Zugang können wir zum sogenannten "Internet des Waldes" bekommen? Die herausragenden performativen Arbeiten der international anerkannten Künstler stellen eine Möglichkeit für das Publikum dar, sich auf außersprachliche Formen und Kontakt mit unterschiedlichen, scheinbar simplen Lebensformen einzulassen.

Das Kollektiv mit Saša Spačal, Mirjan Švagelj und Anil Podgornik verbindet Kunst, Biologie und Kybernetik, um eine Plattform für eine Kommunikation zwischen Arten zu schaffen. In Myconnect wird das Nervensystem einer Person mit einem Pilz-Myzel in einer Biofeedback-Schleife verbunden. Nach dem Betreten der Kapsel wird eine Person mit einem Herzschlagsensor, Kopfhörer und Vibrationsmotoren ausgestattet, die auf verschiedenen Körperteilen platziert sind. Der menschliche Herzschlag setzt das System in Bewegung. Das Signal fährt durch das Myzel, wo es in Echtzeit moduliert wird. Das modulierte Signal wird über Klang, Licht und taktile Sinnesimpulse wieder in den menschlichen Körper zurück übertragen. Die überwältigenden Reize, die das Nervensystem beeinflussen, verursachen eine Veränderung des Herzschlags. Eine neue Schleife beginnt, und der Kreis ist geschlossen. Eine Symbiose von Signalen beginnt.

Heather Barnett ist Künstlerin, Forscherin und Vermittlerin, die mit Naturphänomenen und biologischem Design arbeitet, oft gemeinsam mit Wissenschaftlern, Künstlern, Teilnehmern und Organismen. Mit Hilfe lebender Materialien und bildgebender Technologien erforscht ihre Praxis, wie wir die Welt um uns herum beobachten, repräsentieren und verstehen. Zu den Projekten gehören mikrobielle Porträts, Modellbildung von Systemen und eine fortlaufende "Zusammenarbeit" mit einem intelligenten Schleimpilz, Physarum polycephalum. Als einer der weltweit größten einzelligen Organismen besitzt der Schleimpilz die Fähigkeit, räumliche Probleme zu lösen und durch die Interaktion mit seinem Umfeld zu lernen. Die Ausstellung baut auf Barnetts einzigartige Kombination zwischen interdisziplinärer Forschung und partizipatorischer Praxis auf.
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Interdisziplinäre Konferenz
Nonhuman Agents in Art, Culture and Theory

24. -26. November, 2017




Die interdisziplinäre Konferenz wird schließlich internationale Künstler, Geistes- und Naturwissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen bringen, um künstlerische, philosophische, ethische und naturwissenschaftliche Ansätze zu nichtmenschlichen Agenten zu diskutieren. Dabei werden die bisherigen Positionen der Reihe Nonhuman Subjectivities auch berücksichtigt werden.

Kooperationspartner: Europäische Medienwissenschaft, Universität Potsdam

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